
Israel intensiviert militärische Aktionen in Gaza
Die israelische Nachrichtenseite Walla sowie die Tageszeitung „Maariv“ berichteten über Einsätze israelischer Spezialkommandos in Chan Junis, die parallel zu intensiven Luftangriffen durchgeführt werden. Die israelische Armee bestätigte die Kämpfe in der Region. In den Medien gibt es Spekulationen darüber, dass die Einsätze darauf abzielen, die verbliebenen israelischen Geiseln zu befreien. Berichten zufolge soll ein Spezialkommando, dessen Mitglieder als Frauen verkleidet waren, einen hochrangigen Angehörigen der Terrororganisation Rat des nationalen Widerstands getötet und dessen Familie gefangen genommen haben. Der öffentlich-rechtliche Sender Kan Bet berichtete, dass es bei dieser Kommandoaktion zu Problemen gekommen sein könnte; ursprünglich war offenbar die Festnahme des Mannes vorgesehen, um Informationen über den Verbleib der Geiseln zu erhalten.
Intensive Luftangriffe und Bodenoffensive
Seit mehreren Tagen fliegen die israelischen Luftstreitkräfte schwere Angriffe auf den Gazastreifen, bei denen laut palästinensischen Angaben bereits Hunderte Menschen ums Leben gekommen sind. Am vergangenen Wochenende begann die israelische Armee zudem mit einem großangelegten Einsatz von Bodentruppen. Augenzeugenberichten zufolge fliehen viele Zivilisten vom nördlichen Teil des Gazastreifens in den Süden, da im Norden alle Krankenhäuser, nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde, außer Betrieb sind. Die israelische Armee hat die Bevölkerung als „letzte Warnung“ aufgefordert, sich in die als sicher geltende Region al-Mawasi westlich von Chan Junis zu begeben. Auch in dieser Region kam es jedoch zu Luftangriffen, bei denen mehr als 20 Menschen getötet wurden.
Am Montag soll laut Kan Bet die erste humanitäre Hilfe nach Gaza gelangen. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu betonte, dass dies notwendig sei, um die „Ausweitung der schweren Kämpfe zur Bekämpfung der Hamas“ zu unterstützen und eine Hungersnot zu verhindern. Die israelische Armee befürchtet, dass ein solches Szenario den internationalen Druck auf Israel erhöhen könnte, was die Offensive gefährden würde. Die Hilfslieferungen sollen zunächst von internationalen Organisationen wie dem Welternährungsprogramm (WFP) und der World Central Kitchen bereitgestellt werden.
Kritik an Hilfsmechanismus und humanitäre Lage
Ende des Monats soll ein neuer, umstrittener Mechanismus zur Verteilung von Hilfsgütern in Kraft treten. Berichten zufolge werden Güter dann nur noch von wenigen Standorten im Gazastreifen aus verteilt. Die UNO hat diesen neuen Mechanismus kritisiert, da Zivilisten auf dem Weg zu den Verteilungszentren unter Beschuss geraten könnten. Besonders vulnerable Gruppen, wie Alte und Kranke, könnten dadurch in ihrer Versorgung gefährdet werden. Das Büro Netanjahus teilte mit, dass eine Grundversorgung an Lebensmitteln sichergestellt werden solle, um eine Hungersnot zu verhindern. Israel hatte seit Anfang März keine Hilfslieferungen mehr in das nach mehr als anderthalb Jahren Krieg stark zerstörte Gebiet zugelassen.
Die israelische Regierung wirft der Hamas vor, Hilfsgüter weiterzuverkaufen, um ihre militärischen Aktivitäten zu finanzieren. Die rund 2,1 Millionen Einwohner Gazas sind nahezu vollständig auf ausländische Hilfe angewiesen. Angesichts der zunehmend kritischen humanitären Lage warnen die UNO und zahlreiche Hilfsorganisationen eindringlich vor einer drohenden Hungersnot, und die Forderungen an Israel wurden zuletzt lauter. Laut mehreren Medienberichten erfolgt die Aufhebung der Blockade vor allem auf Druck der USA, die als engster Verbündeter Israels fungieren.

