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Ukraine steht vor herausfordernden Monaten im Sommer

Laut dem Kommandanten der ukrainischen Landstreitkräfte, Olexandr Syrskyj, konzentrieren sich die russischen Angriffe derzeit auf mehrere Ortschaften in der Region Donezk sowie auf Teile der Region Sumy im Norden der Ukraine. Auch in der südlicher gelegenen Region Saporischschja haben die russischen Streitkräfte ihre Offensive verstärkt. Diese Entwicklungen sind Teil einer anhaltenden Intensivierung der militärischen Auseinandersetzungen in der Ukraine, die seit dem Einmarsch Russlands im Februar 2022 andauern.

In der Region Sumy wurden am vergangenen Wochenende Evakuierungsaufforderungen für weitere Ortschaften ausgesprochen. Bisher wurden über 210 Dörfer geräumt, um der Bedrohung durch mögliche russische Angriffe zu entkommen. Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat Russland in den letzten Tagen 50.000 Soldaten in diese Region verlegt. Die verstärkten Angriffe auf die Grenzregion Sumy sind eine Reaktion auf die Erfolge der ukrainischen Armee, die in den letzten Monaten große Teile der benachbarten russischen Region Kursk zurückerobern konnte.

Russische Militärtaktiken und Luftangriffe

Der Krieg hat bislang zu einem massiven Verlust an Menschenleben auf beiden Seiten geführt, wobei Russland derzeit etwa 20 Prozent des ukrainischen Territoriums kontrolliert. Der britische Militärexperte Jack Watling geht davon aus, dass die russischen Streitkräfte nicht über die notwendige Qualität verfügen, um schnelle Manöver mit großen mechanisierten Verbänden durchzuführen. Walter Feichtinger, ein weiterer Militäranalyst, erwartet, dass die russische Sommeroffensive schrittweise beginnen wird, wobei die Intensität der Angriffe allmählich zunehmen könnte.

In den letzten Wochen wurden die diplomatischen Bemühungen um einen Waffenstillstand verstärkt, jedoch blieb das erste direkte Treffen zwischen Vertretern Russlands und der Ukraine Mitte Mai in Istanbul ohne nennenswerte Fortschritte. Ein zweites Treffen in Istanbul steht an, und Verteidigungsminister Rustem Umjerow wird die ukrainische Delegation anführen. Die Erfolgsaussichten dieser Gespräche sind jedoch ungewiss, da Russland Bedingungen für eine Waffenruhe formuliert hat, die unter anderem die Einstellung westlicher Waffenlieferungen an die Ukraine fordern.

Technologische Entwicklungen und Kritik an der Armeeführung

Russland hat seine militärischen Kapazitäten erheblich ausgebaut, insbesondere in der Rekrutierung neuer Soldaten. Berichten zufolge hat die Rekrutierung im Jahr 2025 die offiziellen Vorgaben des Kremls übertroffen. Zusätzlich investiert die russische Regierung massiv in die Entwicklung von Drohnentechnologie, wobei zwischen 2023 und 2024 mehr als 2,6 Milliarden Euro in entsprechende Unternehmen und Start-ups fließen sollen. Mindestens 140 Firmen sind mittlerweile in die Herstellung unbemannter Flugobjekte für die russische Armee involviert.

Der verstärkte Einsatz russischer Drohnen stellt eine erhebliche Herausforderung für die ukrainischen Streitkräfte dar. Diese Drohnen sind unempfindlich gegen Störsender und haben bereits bedeutende ukrainische Militärressourcen wie HIMARS-Raketenwerfer zerstört. Ziel der russischen Taktik ist es, strategisch wichtige Orte im Oblast Donezk einzunehmen, wobei die Kleinstadt Prokowsk seit Monaten umkämpft ist.

In den ukrainischen Streitkräften wächst die Kritik an der militärischen Führung. Ein Bataillonskommandant äußerte auf Facebook, dass die politischen Überlegungen der Armeeführung nicht mit der Realität übereinstimmen. Der ehemalige Stabschef der Asow-Brigade forderte öffentlich den Rücktritt der militärischen Führung

Quelle: https://orf.at/stories/3395056/