
Fortschritte im Zollkonflikt nach Gesprächen mit China
US-Finanzminister Scott Bessent hat am Sonntag wesentliche Fortschritte in den Handelsgesprächen mit China vermeldet. Diese fanden am Wochenende unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und umfassten Gespräche zwischen Bessent, dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer und dem chinesischen Vizeministerpräsidenten He Lifeng. Bessent betonte, dass es in den Gesprächen in erster Linie um die Deeskalation von Handelskonflikten gehe und nicht um ein umfassendes Handelsabkommen.
Greer äußerte sich optimistisch und stellte fest, dass die Differenzen zwischen den beiden Nationen nicht so groß seien, wie zuvor angenommen. Er berichtete von einer Vereinbarung, die den beiden Seiten helfen solle, den nationalen Notstand zu beheben. Das Weiße Haus gab eine Mitteilung heraus, die die Ankündigung eines Handelsabkommens in Genf betraf, jedoch ohne spezifische Details zu nennen. Auch die chinesische Seite bestätigte die Fortschritte und den erzielten Konsens, wobei He von einem Konsultationsmechanismus für Handelsfragen sprach. Er räumte ein, dass einige Unterschiede und Reibungen unvermeidbar seien.
Reaktionen und Auswirkungen der Gespräche
Kritische Stimmen aus China, darunter die staatliche Agentur Xinhua, forderten Washington auf, sich mit den Schäden auseinanderzusetzen, die die durch Zölle bedingte Handelspolitik dem globalen Handelssystem und der eigenen Wirtschaft zugefügt habe. US-Präsident Donald Trump hatte ebenfalls Fortschritte angekündigt, ohne jedoch ins Detail zu gehen. In einer Mitteilung auf seiner Plattform Truth Social sprach er von einem „vollständigen Neustart“ in den Handelsbeziehungen, der für beide Länder von Nutzen sei.
Die Chefin der Welthandelsorganisation (WTO), Ngozi Okonjo Iweala, äußerte sich erfreut über die positiven Entwicklungen und forderte beide Länder auf, weiterhin an praktischen Lösungen zu arbeiten, um Spannungen abzubauen und das Vertrauen in das multilaterale Handelssystem zu stärken. Experten warnen jedoch, dass der Zollstreit sowohl den USA als auch China erheblichen Schaden zufügen könnte. Der Citigroup-Ökonom Nathan Sheets erklärte, dass die Zölle zu einem Verlust für beide Seiten führen könnten.
Wirtschaftliche Herausforderungen in China und den USA
China sieht sich derzeit einer wachsenden Deflation gegenüber, die sinkende Verbraucherpreise und negative Auswirkungen auf Unternehmen, Löhne und Arbeitsplätze mit sich bringt. Diese Preisentwicklung könnte chinesische Produkte im Ausland konkurrenzfähiger machen. In diesem Kontext sucht China aktiv nach neuen Handelspartnern, insbesondere in Lateinamerika und der Karibik. Der Handelskonflikt könnte auch dazu führen, dass Unternehmen ihre Produkte bevorzugt im Inland verkaufen, was den Preiskampf innerhalb Chinas weiter anheizen könnte.
Trotz der Herausforderungen zeigen die jüngsten Exportzahlen, dass China seine globalen Exporte im April um 8,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigern konnte, was auf eine positive Entwicklung im Handel mit südostasiatischen Ländern hinweist. Die von Trump angekündigten Zölle hatten bereits für erhebliche Turbulenzen an den Finanzmärkten gesorgt. Während Trump bereit ist, Zugeständnisse zu machen, hat Peking wiederholt darauf bestanden, dass die USA zuerst ihre Zölle aufheben müssen.
In der vergangenen Woche schloss die US-Regierung bereits ein erstes bilaterales Handelsabkommen mit Großbritannien, während eine Einigung mit China als zentral für die Stabilität der Weltwirtschaft angesehen wird.
Quelle: https://orf.at/stories/3393141/

